Die meisten von uns haben in Bezug auf Blutspenden eine grobe Idee mit einigen Fragezeichen im Kopf. Mit diesem Beitrag wollen wir euch einen Einblick in die Welt des Blutspendens geben. Wir erhoffen uns, euch mit den Infos zum Thema näher zu bringen und euch ggf. zum Blutspenden anregen. Sollten eure körperlichen Voraussetzungen (siehe unten) erfüllt sein, könnt ihr nämlich schon mit sehr geringem Aufwand etwas Gutes tun. Hier geht es vorerst nur um die Vollblutspende (nachfolgend nur „Blutspende“ genannt) – zum Thema Plasmaspende scheiben wir ggf. in Zukunft noch einen Folgebeitrag.
Blutspende – Bedarf und Status Quo
Täglich besteht in Deutschland ein Bedarf von ca. 14 000 Blutspenden (ca. 7 000 Liter Blut). Dieser Bedarf nach Blutspenden hat einen medizinische Hintergrund und wird zur Behandlung verschiedener Krankheitsbilder benötigt. In der Regel benötigt der Empfänger selten das gesamte Blut für eine bestimmte Behandlung, sondern nur einzelne Blutbestandteile. Dementsprechend wird das Blut aus einer Blutspende in der Regel in folgende Bestandteile aufgeteilt, bevor diese jeweils ihre finalen Zwecke erfüllen:
- Blutplasma v.a. zur Herstellung von Medikamenten (z.B. für die Krebstherapie)
- Rote Blutkörperchen v.a. für die Versorgung von Zellen bei erhöhten Blutverlusten
- Blutplättchen v.a. zur Förderung des Blutgerinnungsprozesses
Laut der Deutschen Gesellschaft für Transfusionsmedizin und Immunhämatologie haben im Jahr 2018 nur ca. 3% der Deutschen Bevölkerung regelmäßig Blut gespendet. Zudem kommt es zu saisonalen Schwankungen, sodass etwa in den Sommer-/ Ferienmonaten weniger gespendet wird und um die Weihnachtszeit dafür umso mehr. Durch die zeitlich begrenzte Verwendbarkeit können die Tiefphasen allerdings nicht durch die Hochphasen kompensiert werden. Daher ist es sehr wichtig, dass kontinuierlich Spenden eingehen, um die konstanten Bedarfe decken zu können.
Die folgende Abbildung (Paul-Ehrlich Institut, 2019) zeigt die Entwicklung in der Zahl der Spenden in Deutschland. Es ist zu erkennen, dass wir aktuell sowohl bei Vollblutspenden als auch bei Apheresespenden (Spenden einzelner Blutbestandteile wie z.B. Plasmaspenden) einen Abwärtstrend in der Zahl der Spenden erleben.

1 Durchschnittliches Blutspendenaufkommen in Deutschland nach Spendenart in den Jahren von 2000 bis 2018 (je 1.000 Einwohner)
Vor allem im Jahr 2020 ist der Bedarf an Blutspenden aber noch größer als sonst. Obwohl der Bedarf an Spenden nicht sichtlich abgenommen hat, sind auf der Spenderseite Veränderungen sichtbar, die einen reduzierenden Effekt auf das Spendenaufkommen haben. Zum einen zögern potenzielle Spender aufgrund der vermeintlichen Ansteckungsgefahr, für die Spende zu ihrem Blutspendedienst zu gehen. Da die Einrichtungen in der Regel allerdings Hygienekonzepte haben und die aktuellen Bestimmungen berücksichtigen, trifft die Vermutung der erhöhten Ansteckungsgefahr aber nur bedingt zu. Zum anderen ist ein Rückgang mobiler und temporärer Blutspendeangebote zu betrachten, was nicht zuletzt auf die Verlagerung von Arbeit / Bildung ins Home-Office zurückzuführen ist.
Eine Aussage darüber, ob die aktuellen Spenden den Bedarf decken, gibt uns die Grafik jedoch nicht. Hierfür haben wir die Mitarbeiter in den Blutspendediensten gefragt, zu denen wir regelmäßig zum Spenden gehen (in unserem Fall eine Klinik in Hamburg und ein Blutspendedienst in Frankfurt am Main). Laut deren Aussage decken die Spenden in der eigenen Einrichtung die Eigenbedarfe nur selten vollständig. Vor allem für Krankenhäuser und Kliniken heißt das, dass sie Blut oder Blutbestandteile von externen Blutspendeeinrichtungen beschafft müssen, um die Bedarfe für die Patientenversorgung zu decken.
Ablauf einer Blutspende
Wir haben den Ablauf hier einmal für die Erstspende sowie für die Folgespenden aufgeführt, da diese sich in einigen Punkten unterscheiden. Die Abläufe können je nach Blutspendeeinrichtung minimal abweichen – genauere Infos bekommt ihr beim Blutspendedienst eurer Wahl.
a) Ablauf einer Erstspende:
Zuerst meldet ihr euch während der Öffnungszeiten zum Aufnahmeprozess (1) mit eurem Personalausweis, sodass eine Akte für euch angelegt werden kann. Ihr bekommt dann einen umfangreichen Spenderfragebogen (2) und könnt nach dem Ausfüllen zum Erstgespräch mit einem Arzt (3). Hier besprecht ihr den Spenderfragebogen, werdet über das Blutspenden aufgeklärt und über eure Eignung als Spender informiert. Bei einer Eignung kommt ihr zur Vorkontrolle (4) für die eigentliche Erstspende, bei der sowohl euer Hämoglobin-Wert, eure Körpertemperatur und euer Blutdruck gemessen werden. Solltet ihr für fit erklärt werden, könnt ihr weiter zur Spende. Die Spende an sich wird in einer liegenden Position durchgeführt, findet stets unter Betreuung und Anwesenheit der Helfer statt und dauert ca. 5-10 Min (5). Nach der Spende habt ihr die Möglichkeit, noch etwas zu Ruhen und euren Körper mit Snacks oder einer Mahlzeit zu stärken – dies hängt vom Angebot der jeweiligen Blutspendedienste ab (6). Abschließend habt ihr die Möglichkeit, die Verwendung des gespendeten Blutes vertraulich freizugeben oder zu verweigern. (7)
Nach der ersten Spende wird vom Blutspendedienst euer Blutspendeausweis vorbereitet und euch bei der Folgespende ausgehändigt. Dieser enthält Informationen wie euren Namen, eurer Foto, eure Blutgruppe sowie eurer Spendernummer und kann zur Identifikation bei Folgespenden vorzeigt werden.
Die Gesamtdauer beträgt, je nach Kapazitäten und Auslastung des Blutspendedienstes, laut eigenen Erfahrung bis zu 45 Minuten.
b) Ablauf einer Folgespende:
Nachdem ihr darüber informiert wurdet, dass ihr wieder spenden dürft, meldet ihr euch während der Öffnungszeiten zur Anmeldung mit eurem Blutspendeausweis oder eurem Personalausweis (1). Ihr bekommt daraufhin einen Spenderfragebogen (2) und könnt nach dem Ausfüllen direkt zur Vorkontrolle (3). Hier wird euer Spenderfragebogen besprochen und durch Messung des Hämoglobin-Wertes, eurer Körpertemperatur und euer Blutdruck eure Eignung für diesen Tag festgestellt. Bei Auffälligkeiten werdet ihr für ein Gespräch zum anwesenden Arzt weitergeleitet. Sollte ihr jedoch für fit erklärt werden, könnt ihr weiter zur Spende – diese unterscheidet sich nicht von der Erstspende (4). Nach der Spende habt ihr die Möglichkeit, noch etwas zu Ruhen und euren Körper mit Snacks oder einer Mahlzeit zu stärken – dies hängt vom Angebot der jeweiligen Blutspendedienste ab (5). Abschließend habt ihr, wie bei jeder Spende, die Möglichkeit, die Verwendung des gespendeten Blutes vertraulich freizugeben oder zu verweigern (6).
Die Gesamtdauer beträgt, je nach Kapazitäten und Auslastung des Blutspendedienstes, laut eigenen Erfahrung bis zu 30 Minuten.

2 Schritte bei Erst- und Folgespenden
Zeitraum zwischen zwei Blutspenden
Der Zeitraum zwischen zwei Spenden beträgt bei Männern in der Regel zwei und bei Frauen drei Monate. So führen u.a. Reisen in Risikogebiete (z.B. bzgl. West-Nil-Virus), Krankheiten oder operative Eingriffe dazu, dass der Zeitraum zwischen zwei Spenden verlängert werden muss. Das ist nitwendig, damit die Spende weder für den Spender noch den Empfänger von Nachteil ist.
Voraussetzung für die Blutspende
Die grundlegenden Rahmenbedingungen zum Blutspenden sind ein Mindestalter von 18 Jahren, ein Mindestgewicht von 50 kg sowie die körperliche Tauglichkeit des Spenders. Vor der Erstspende findet in der Regel ein ausführliches Arztgespräch statt, in dem die Eignung zur Blutspende besprochen wird und ihr eure Fragen stellen könnt. Wird hier eure Eignung bestätigt, seid ihr generell als Blutspender/-in zugelassen. Für die Folgespenden werden bei der Vorkontrolle sowohl eure „Tagesform“ (u.a. Blutdruck, Körpertemperatur) als auch eurer Spenderfragebogen ausgewertet.
Blutspendedienste und sonstige Einrichtungen
Es gibt diverse Möglichkeiten, in eurer Region Blut spenden zu gehen. Stationär könnt ihr beispielsweise zu Kliniken und Krankenhäusern mit eigenen Blutspendediensten, zu speziellen Blutspendezentren oder zu Organisationen wie dem Deutschen Roten Kreuz. Zudem gibt es auch mobile Angebote, bei denen die Blutspendeeinrichtungen an geplanten Unternehmen oder Bildungseinrichtungen besuchen und dort temporär das Blutspenden ermöglichen.
Hier findet ihr Blutspendeeinrichtungen in eurer Nähe.
Vorteile des Blutspendens
Mit eurer Blutspende tragt ihr dazu bei, unser Gesundheitssystem aufrecht zu erhalten und dieses mit ausreichend Blutkonserven eurer Blutgruppe zu versorgen. Ihr helft dabei, die oben beschriebenen ständigen Bedarfe an Blut und Blutbestandteilen zu decken und darauf angewiesene Einrichtungen und Menschen zu unterstützen.
Gleichzeitig lasst ihr euren Gesundheitszustand beim Blutspenden nämlich auch regelmäßig checken. So etwa werden bei der Vorkontrolle vor jeder Blutspende der Hämoglobin-Wert, eure Körpertemperatur sowie euer Blutdruck gemessen. Hier werdet ihr direkt auf Auffälligkeiten hingewiesen und z.B. bei Eisenmangel mit Eisentabletten versorgt. Außerdem werdet ihr nicht zur Spende zugelassen, wenn diese eure Gesundheit am geplanten Tag der Spende belasten würde. Nach einer Spende wird euer Blut getestet, bevor es weiterverarbeitet wird. Unter anderem finden hierbei Tests auf Infektionskrankheiten (z.B. Hepatitis) oder Immunschwächen (z.B. HIV) statt. Sollte bei diesen Tests auffällige Befunde festgestellt werden, wirst du von der Blutspendeeinrichtung umgehend informiert. Die Spende wird selbstverständlich nicht weiterverarbeitet.
Weitere Beiträge findet ihr in unserem Blog.
Links zum Nachlesen
- Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung:
https://www.bzga.de/infomaterialien/blutspende/ - DRK-Blutspendedienste:
https://www.blutspenden.de/ - Blutspende-Magazin:
https://magazin.blutspende.de/